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Justus Frantz © Veranstalter

Justus Frantz spielt Beethoven

19.10.2013. Zweiter Beethoven-Abend mit Justus Frantz. Ein Klavierabend im König Albert Theater Bad Elster.

Beethovens Weg in die eigene Klangwelt

Von Justus Frantz.

Rilke schreibt in seinem Malte Laurids Brigge über Beethoven: „Ein Gott habe ihm sein Gehör verschlossen, auf dass er nur noch seine eigenen Klänge höre.“

Tatsächlich spricht Beethoven eine Sprache, die zwischen direkter Realität und ahnender Vision wechselt, die unerhört und ungehört die Menschen elektrisierte oder verstörte.

Schon der Anfang der d-moll Sonate op. 31 ist von irisierenden Klängen geprägt. Immer wieder erleben wir die Kunst des Pedals, die aus dem eben noch so Direktem eine transzendente Vision macht. Übrigens sagt Beethoven selber über diese Sonate auf die Frage, was denn nun dieses Wechselspiel zwischen hüben und drüben bedeutet:

„Denken Sie an Shakespeares Sturm.“ – eine wirklich enigmatische Aussage.

In dem zweiten Stück, den c-moll Variationen, zeigt sich Beethovens Direktheit, Kühnheit und Knappheit, uns zu fesseln. Über die wenigen Takte einer Passacaglia, schreibt er 32, wenn man genau hinhört, sogar 34 Variationen. Sie erfordern höchste technische Gewandtheit. Gleichzeitig zeigen Sie Beethoven wieder als den Meister der Kontraste: Meißelnde Klavierklänge und verschwimmendes Ahnen wechseln sich hier ab und zeigen Beethoven als den kühnsten Verknapper in der Musikgeschichte.

Im zweiten Teil dann Beethovens großartige Waldsteinsonate.
Graf Waldstein war schon für den heranwachsenden Beethoven ein rettender Förderer, der ihn vor den Gewaltausbrüchen seines Vaters beschützte und ihm gleichzeitig die Chance gab, die Großen wie Mozart und Haydn in Wien zu erleben. Wahrscheinlich hat keiner seiner aristokratischen Gönner Beethoven so fundamental künstlerisch und finanziell unterstützt – aber auch gefordert – wie Waldstein, der übrigens am Hofe des Kurfürsten in Bonn eine wichtige Stellung inne hatte. Wahrscheinlich entsteht die Waldsteinsonate aus einer Klavierübung. Auch hier erleben wir wieder, wie die Vordergründigkeit einer Klavierübung zugunsten eines fast jenseitigen Chorals weicht. Ahnung und Gegenwart. Gegenwart der 1. Satz, der 2. eine Ahnung wie ein großes Fragezeichen, das sich im letzten Satz auflöst in Poesie, die wiederum durch eine Pedalisierung gefördert wird, die nichts Plagales, Triviales zurücklässt. Dieser Satz ist einer der anspruchsvollsten, die Beethoven geschrieben hat.

Zum Schluss dann die Sonate „Les Adieux“. Beethoven schreibt über die Flucht seines Gönners, Förderers und Schülers Erzherzog Rudolf am 4. Mai 1809. Der 1. Satz ist das Lebewohl, der 2. Satz die Abwesenheit und der 3. Satz kulminiert in ein an sein 5. Klavierkonzert erinnernden Passagen, die das Wiedersehen beschreiben.

Beethoven als Wegbereiter neuer Klänge zu erleben, der fest daran glaubte, dass Musik nicht nur, wie Bach es formuliert »Lingua Dei est« die Sprache Gottes sei, sondern umgekehrt viel mehr noch uns zeigt, es gibt viele Dinge, die über unsere realistische, konkrete Wahrnehmung hinausgehen. Beethoven, der Visionär, der Verkünder, der Seher der lebendige Gottesbeweis.

Künstler-Info: > Justus Frantz

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